
GC Neuhof | © Joppen
Nur vereinzelt säumten Bäume, Büsche oder Sträucher die Felder, an deren Stelle die ersten 18 Golfbahnen angelegt wurden. Fotos aus den Anfangstagen des Golf-Clubs erinnern an die noch spärliche Vegetation. Die Aufnahmen dokumentieren einen Anblick, den man sich heute bei einer Runde auf dem Parkland Course des Golf-Club Neuhofs kaum mehr vorstellen kann. „Beim Bau des Golfplatzes wurden damals mehr als 40.000 Bäume und Büsche gepflanzt, außerdem wurden Biotope angelegt“, sagt Clubmanager Gerd Petermann-Casanova. „Das klare Ziel war es, möglichst schnell nach der Eröffnung 1989 eine eingewachsene Anlage zu erhalten, der ihr junges Alter nicht anzusehen ist.“
214 Pflanzenarten und 45 Gehölze zählte eine Masterstudentin der Frankfurter Goethe-Universität 2014 im Rahmen einer Studie über die Flora und Fauna im Golf-Club Neuhof. „Sie kam zu uns mit dem Eindruck, ihr Professor habe sie strafversetzt, schließlich seien Golfplätze von Menschen gemacht und hätten mit Natur nicht viel am Hut“, erinnert sich Eckhard Frenzel, der im Club-Magazin über die Studie berichtete. Doch statt einer raschen Bestandsaufnahme von Rasenmonokultur habe die Ökologiestudentin vier Monate Arbeit vor sich gehabt - und anschließend ein anderes Bild von der Vegetation und Artenvielfalt auf Golfplätzen. „Der Parkland Course mit seinen Wäldern und Büschen ist heute ein wahres Paradies für Vögel“, sagt Andreas Klapproth. Im Auftrag des DGV hat der Landschaftsbau-Ingenieur die Golf&Natur-Zertifizierung des Golf-Club Neuhof übernommen. Nach
2013 und 2015 wurde der Club zum inzwischen dritten Mal in Folge mit Gold ausgezeichnet – als einer von aktuell sechs Clubs in der Rhein-Main-Region. Das Golf&Natur-Programm des DGV gewichtet dabei nicht nur Beiträge zum Natur- und Landschaftsschutz. Die Clubs müssen zum Beispiel auch funktionierende Konzepte für Nachhaltigkeit, Arbeitsschutz, Platzpflege und Spielbetrieb nachweisen. „Der Golf-Club Neuhof hat eine beeindruckende Entwicklung hinter sich, sowohl was seinen Beitrag zum Naturschutz angeht als auch in Sachen Spielspaß auf einer wirklich tollen Anlage“, lobt Klapproth.
Neben dem Parkland Course verfügt der Club bereits seit 2005 über einen weiteren Neun-Loch-Platz namens Skyline Course. Diese relativ neuen Bahnen, die westlich vom Hofgut liegen, hat der Golfplatzarchitekt Christoph Städler bewusst etwas offener gestaltet. Seinem Namen entsprechend bietet der Skyline Course einen Blick auf die fernen Frankfurter Bankentürme. Feldahorn und Apfelbäume säumen einige Bahnen, 2006 wurde mit 100 Bäumen eine ganze Apfelallee angelegt. Charakteristisch sind allerdings die Biotope und Landschaften von Hard-Rough zwischen den Bahnen, die den Platz für Tiere zu einem attraktiven Lebensraum machen und selbst für fortgeschrittene Golfer zu einer Herausforderung.
Mit der Platzerweiterung wurde auch die Driving Range ausgebaut auf eine Rasenabschlagsfläche insgesamt 2500 Quadratmetern. Zeitgleich können sich dadurch bis zu 50 Golferinnen und Golfer vor der Runde einspielen oder trainieren. Ein mehr als großzügiger Kurzspielbereich sowie ein liebevoll angelegter Sechs-Loch-Kurzplatz komplettieren die Übungsanlage des Golfclubs.
„Dank der 27 Löcher von Parkland Course und Skyline Course gibt es bei uns eigentlich immer eine Möglichkeit zu spielen, auch wenn gerade ein Turnier stattfindet“, sagt Manager Petermann-Casanova. Um für neue Mitglieder attraktiv zu sein, habe der Club in den vergangenen Jahren ein Stufenmodell für verschiedene Mitgliedschaften entwickelt. „Damit können wir zum Beispiel besser den Bedürfnissen von jungen Menschen entsprechen, die oft nicht wissen, ob sie ihr Beruf in zwei oder drei Jahren woanders hinführt.“
In der Förderung von Talenten sehen Präsident Wolfgang Dambmann und sein Vorstand einen der Schlüssel für die Zukunft des Clubs. Bis zu 140 Kinder und Jugendliche trainieren im Golf-Club Neuhof. Das Damen- und das Herren-Team spielen beide in der zweiten Kramski Deutschen Golf Liga. Ein Ansporn für die vielen ambitionierten Golferinnen und Golfer des Clubs ist die amtierende Deutsche Meisterin Laura Alessandra Fünfstück. Das Neuhöfer Eigengewächs arbeitet nach einer sehr erfolgreichen College-Zeit in den USA gerade am Sprung auf die Ladies European Tour. „Sportliche Erfolge machen Clubs begehrlich“, ist Präsident Dambmann überzeugt. „Wo gute Golfer sind, da sind auch die Bedingungen meist besonders gut.“
Um dem sehr hohen Anspruch an den Pflegezustand der Anlage gerecht zu werden, beschäftigt der Club elf Greenkeeper, dazu weitere Saisonkräfte. „Alle unsere Greenkeeper spielen selbst Golf“, berichtet Manager Petermann-Casanova. Das helfe enorm, nicht zuletzt bei der Auswahl von Pin-Positions, wenn es mal schwieriger zugehen soll wie etwa bei großen Turnieren. Mehrfach schon hat der Golf-Club Neuhof die Internationale Amateur-Meisterschaft von Deutschland ausgerichtet, zuletzt 2015.
Viele Mitglieder schätzen ihren Club aber nicht nur für seinen sportlichen Anspruch, sondern mindestens genauso sehr für das Gesellschaftliche: die stilvollen Feiern, das kulinarische Angebot im Clubrestaurant sowie das Zusammensein in außergewöhnlichem Ambiente. Zum Charme des Clubs trägt schließlich auch das Hofgut bei, zu dem ein Café und Ausflugslokal namens Alte Backstube und die Gutsschänke gehören, ein Restaurant mit gehobener traditioneller Küche. Dorthin pilgern nicht nur an Wochenenden viele Ausflügler, die dann auch gerne im sicheren Abstand die Spielbahnen entlang schlendern. Dort treffen Golfer und Spaziergänger auf Reiter und Jogger. Der Neuhof ist weit mehr als ein Golfplatz, eine ländliche Idylle für alle, der Natur sei Dank.