
Für die Blühwiesen wurde regionaltypisches Saatgut verwendet. | © GC Erding-Grünbach
Kollmair, selbst Geograf, hat die Projekte für das Jahr 2023 sofort bei der Hand. Sie reichen von der ökologischen Aufwertung der verschiedenen Teiche über die Auslichtung zahlreicher Heckenbestände bis hin zu Kommunikationsmaßnahmen und der weiteren Arbeit am Gold-Zertifikat von Golf&Natur. Im vergangenen Jahr hat der Golfclub nicht nur in einer Saison die Zertifizierung in Bronze und Silber geschafft, sondern wurde außerdem noch im Rahmen des Blühpaktes Bayern ausgezeichnet.
Der GC Erding-Grünbach, einer der Traditionsvereine im Münchener Umland, der 2023 sein 50-jähriges Bestehen feiert, ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie ein normaler Golfclub auf einer mittelgroßen Fläche von knapp 60 Hektar aktiv die Aufwertung einer Landschaft betreiben kann. Als hier in Grünbach in dem leicht hügeligen Gelände oberhalb einer Brauerei die ersten Löcher entstanden, prägte ausgeräumte Landwirtschaft das Bild. Noch heute grenzen in vielen Bereichen Äcker an die Golfanlage.
Ein Flächennaturdenkmal, das und aus einer Eiche, einem Teich sowie einem Erlenbruchwald besteht, gab es schon bei der Vollendung der 18 Löcher. Eine Flurkarte zeigt, dass Mitte der 80er Jahre rund um diese drei Einzelteile wenig Grün zu entdecken war. Inzwischen hat sich die Lage geändert: Streuobstbäume prägen die Spielbahnen ebenso wie großgewachsene Hecken mit regionalen Sträuchern, die als Nistplätze für zahlreiche Vögel dienen. Greifvogelstangen wurden installiert, Blühwiesen angelegt, der Teich an Bahn 8 von rund 300 Karpfen befreit, ausgebaggert und als neuer Lebensraum für Libellen und zahlreiche Insekten angelegt. Die Wasserwerte haben sich durch diese Aktion massiv verbessert, wie Kollmair zufrieden bemerkt. Honig produziert ein Imker schon seit geraumer Zeit auf dem Golfplatz – ein Produkt, das gerade auch den Mitgliedern das Zusammenwirken von Golf&Natur deutlicher macht.


Der Grünspecht.
Die Arbeit an Golf&Natur Projekten hat im GC Erding-Grünbach im vergangenen Jahr auch zur Gründung der Grünspechte-Gruppe geführt, die von Kollmair geleitet wird und sich auf freiwilliger Basis um Projekte kümmert, die das Greenkeeping-Team nicht mitleisten kann. Baumscheiben wurden freigelegt, Hardrough-Wiesen mit dem neuen Balkenmäher gemäht und das Heu per Hand aufgerecht. Eine wirklich arbeitsintensive Aktion war die Entfernung des Springkrauts an gleich mehreren Bahnen.
Positives Feedback erhält der Club auf Maßnahmen, bei denen sowohl Mitgliedern als auch externen Gästen die Vielfalt an Fauna & Flora präsentiert wird, die auf der Golfanlage inzwischen zu finden ist. Eine erste Vogelstimmenwanderung zog zahlreiche Interessiere und vor allem auch einige Ornithologen auf die Golfanlage. Bei derartigen Aktionen, die man gerne zusammen mit der örtlichen Gruppe des Landesbundes für Vogelschutz zusammen veranstaltet, wird mit Blick in die Wiesen und Wälder schnell klar, wie gut sich hier verschiedene Arten entwickeln. 223 Pflanzenarbeiten sind inzwischen auf dem Platz kartiert, ein Ende ist aber nicht abzusehen.
Herausforderungen entstehen dabei für den Club immer neue: So wie das plötzliche Hochwasser im vergangenen Jahr, das dem Club nicht nur einen stark gestauten Bachlauf bescherte, sondern vor allem auch viel abgeschwemmtes Material von einem benachbarten Acker. Dazu kam die monatelange Dürre, die auch in Erding-Grünbach, wo Wassermangel bis dato nie ein Thema war, zu echter Knappheit führte.

„Wir haben nicht erst da erkannt, dass wir den Golfplatz unbedingt noch nachhaltiger bewirtschaften müssen“, erklärt Präsident Bauschmid. Ein Teil der Regner für die Grünumfelder wird 2023 erneuert, Nachsaatprogramme für die Grüns sind angelaufen. Ein Detail fügt sich auf diese Weise zum anderen. Für den GC Erding-Grünbach bedeutet diese Arbeit auch Zukunftssicherheit für einen Verein, der in den vergangenen 50 Jahren alle Herausforderungen erfolgreich bewältigt hat.
Textquelle: Petra Himmel