
„Tough Rougher“ der Knüller der Saison | © Sylvia Bothmer, Achimer GC
Von Petra Himmel
„Tough Rougher“ ist der Knüller der Saison. Das Rough steht dann mancherorts kniehoch im Achimer Golfclub und macht die Runde Golf zu einer echten Herausforderung. Tough Rougher ist der Name für ein Turnier. „Wir bewerben das als das härteste Turnier Deutschlands und das zieht richtig“, lacht Clubmanager Thomas Schmidt. „Dann gibt es Freibier, die Medaillen für die Sieger sind begehrt und wir haben viele Gäste aus anderen Clubs.“
So klingt es, wenn ein innovativ denkender Clubmanager aus der Not eine Tugend macht. Das Rough nämlich, das sich auf dem insgesamt rund 130 Hektar großen Platz in der Nähe von Bremen findet, ist tückisch. „Natürlich fragen uns unsere Mitglieder während des Jahres immer, wieso wir es nicht häufiger mähen“, erklärt Schmidt. Das aber darf man im Achimer GC wie bei so vielen anderen Golfanlagen Deutschlands nur zweimal im Jahr. In gewisser Weise könne man das natürlich als Wettbewerbsnachteil gegenüber benachbarten Clubs verstehen, resümiert er. „Aber durch das Tough Rougher Turnier haben wir die Möglichkeit zu erklären, warum das Rough so hochsteht. Und das tun wir mit Hilfe des Turniers eben mit einem Augenzwinkern.“ Das kommt bei den Golfern gut an. „Inzwischen verstehen alle, wieso das Rough nicht ständig gemäht wird“, zieht Schmidt eine positive Bilanz.

Im Achimer GC hat man das Thema Natur ins Marketing integriert. Mitgliederbindung funktioniert auf der Golfanlage mit insgesamt 27 Löchern, die bereits seit den Anfängen des DGV-Programmes Golf&Natur daran teilnimmt, hervorragend. „Hier bleibt man nicht lange allein“, verweist Präsident Frank Legenhausen auf über 1600 Mitglieder. Es gibt diverse Spielgruppen, Veranstaltungen, Events und Aktionen, bei denen sich das Mitglied je nach Geschmack einbringen und beteiligen kann. „Wir wachsen hier ziemlich gesund“, sagt er. Selbst während der extremen Nässephase in diesem Winter war die Driving Range so gut gefüllt, dass man dort Startzeichen buchen musste.
Das Thema Natur spielt eine erhebliche Rolle bei der Integration der Mitglieder in die Gemeinschaft des Clubs. Die Heideflächen zum Beispiel, ein wesentliches Markenzeichen der Anlage, werden seit 2022 von den Herren- und Damenmannschaften betreut. Die Teams wollten sich für den Club engagieren und haben die Patenschaft für die Flächen übernommen. Seitdem tummeln sich die erfolgreichen Sportler jährlich mindestens einmal zwischen den Heidepflanzen und entbuschen diese.


Zur Anlage neuer Heideflächen startete der Club ebenfalls eine Mitgliederaktion. Mit Hilfe der Stiftung Lüneburger Heide konnte man sich regionales Heidesaatgut aus der Lüneburger Heide besorgen. Zehn Mitglieder machten sich im Transporter auf den Weg und holten das Material kostengünstig vor Ort ab, bevor es die Greenkeeper auf dem Golfplatz fachkundig verarbeiteten. „Na ja, viel zu sehen ist ja noch nicht“, sagt Legenhausen mit kritischem Blick auf die kleinen Pflänzchen. „Aber wir wissen ja, bei Heide muss man warten.“
Im Golf&Natur Fanclub bieten sich andere Möglichkeiten des Engagements. Zirka 30 Personen haben sich inzwischen in dieser Gruppe zusammengetan, auf insgesamt 100 Fans hofft Thomas Schmid auf lange Sicht. Zu ihren Projekten gehört auch die Verwertung und teilweise die Pflege der Streuobstflächen, die auf der Anlage mit über 100 Bäumen inzwischen beträchtlich sind. Mitglieder des Golf- und Natur-Fanclubs erhalten jetzt als Anerkennung ihres Einsatzes einen Liter Obstsaft von den eigenen Bäumen geschenkt.

Das Thema Natur spielt auf der Golfanlage eine erhebliche Rolle auch bei der Mitgliedergewinnung. „Wir machen ja regelmäßig bei Players1st mit und das Naturerlebnis ist immer einer der Top 3 Punkte für Mitglieder, wenn es um das Thema Zufriedenheit geht“, erklärt Schmidt. Auch deshalb, so Präsident Legenhausen, sei das Präsidium sehr froh um die Kreativität des Clubmanagements, wenn es um die unterhaltsame und innovative Einbindung des Themas in das Clubleben gehe.
Das Bio-Regio-Turnier zum Tag der Streuobstwiesen im Jahr 2023 kam zum Beispiel hervorragend an. „Bei der Gelegenheit konnten wir außerdem mit dem Lions-Club kooperieren, der dann noch acht neue Bäume gespendet hat“, erinnert sich der Präsident. Dank des Naturthemas sei eben auch eine gute Vernetzung mit anderen Vereinen oder Gruppierungen sowie den Naturschutzorganisationen im Umfeld der Anlage gegeben.
Das ist schließlich nicht immer so gegeben. Der Achimer GC, war bei der Gründung im Jahr 1993 ein klassischer Fall für die Konflikte, die sich zwischen begeisterten Golfern und Naturschutzorganisationen ergaben. Großes Misstrauen begegnete den Golfern, obwohl die Fläche unter Umweltaspekten keineswegs wertvoll war. Dass das Golf-Projekt trotzdem realisiert werden konnte, hatte auch viel damit zu tun, dass man beim Bau zahlreichen Auflagen genügen musste.
Inzwischen sind diese Auseinandersetzungen zwischen Naturschützern und Golfern längst Geschichte. Stattdessen sind zahlreiche Naturliebhaber aus der Gegend inzwischen auch Golfer geworden und bringen sich und ihr Wissen auf der Anlage ein. Die Rhododendren, die sich vor dem Clubhaus finden, haben einen besonders sachkundigen Betreuer. Der Parkleiter des Rhododendron-Parks Bremen, der die größte Sammlung an Rhododendren weltweit vereint, ist ebenfalls ein Mitglied im Achimer GC. Selbstverständlich sind die Rhododendren-Pflanzen jetzt sein ganz spezielles Projekt.
All‘ diese Naturprojekte erfordern Koordination und verursachen Arbeit. Andererseits aber verbinden sie die Mitglieder auch über mehr Themen als den reinen Golfsport hinweg. So entstehe eben Gemeinschaft bilanzieren Schmidt und Legenhausen. Das Projekt Golf&Natur verbindet – im Achimer GC stimmt das auf jeden Fall.