
Das Thema Natur spielt auf der Traditionsanlage eine wichtige Rolle | © GC St. Dionys
Von Petra Himmel
„Alles war dunkelgrün“ sagt Christian Steinhauser und blickt über das erste Fairway des GC St. Dionys südlich von Hamburg. Es ist früh im Jahr, noch hat das Wachstum des Grases nicht wirklich begonnen. Aber die ersten Golfer stehen am Abschlag, die Sommergrüns sind geöffnet und mit Blick auf die Grünoberflächen stellt der Head-Greenkeeper fest: „Sieht ganz gut aus.“ Er ist zufrieden.
Kritisch fällt sein Blick auf die Grüns schon deshalb immer aus, weil er vor sieben Jahren das Management der Flächen komplett umgestellt hat. Steinhauser sagt von sich selbst, dass er das Greenkeeping noch auf die klassische alte Schule gelernt hat: Viel Wasser, viel Dünger, im Bedarfsfall Pflanzenschutzmittel, soweit sie erlaubt waren. Das passte zum Bild, das auch der GC St. Dionys abgab, als er 2010 hierhin wechselte. Tiefgrüne Fairways, ein gut gewässerter Platz. Viel Poa annua auf den Grüns und insgesamt eine Pflege, deren Resultat ein hohes Graswachstum bedeutete. „Standortgerechtes Greenkeeping war damals nicht wirklich ein Thema“, erinnert er sich.
Inzwischen hat sich die Lage komplett verändert. Steinhauser hat sein Greenkeeping umgestellt und setzt jetzt auf deutlich weniger Wasser, Dünger und Pflanzenschutzmittel. Jetzt, resümiert er, pflege er den Golfplatz, der weitgehend auf Sandboden liege, so, dass er deutlich weniger Ressourcen benötige und mit den lokalen Gegebenheiten und den jeweils aktuellen Wetterbedingungen arbeite: „Mein erstes Ziel war es, das Poa aus den Grüns rauszubekommen, um den Arbeitsaufwand in diesem Bereich deutlich zu reduzieren.“

In den vergangenen Jahren sind die Grüns härter und die Pitchmarken weniger geworden, Steinhausen sät konsequent mit Festuca-Gräsern nach und kann inzwischen auf eine gute Mischung aus etwa 60 Prozent Agrostis und 35 Prozent Festuca verweisen. Durch die Verwendung von weniger Wasser hat sich auch der Graswuchs deutlich reduziert. Die Gräser haben längere Wurzeln entwickelt, sind robuster und weniger abhängig von ständiger Beregnung. Gleichzeitig ist die Anfälligkeit für Krankheiten gesunken. Zweimal musste er 2023 wegen Dollarspot Pflanzenschutzmittel einsetzen, einmal wegen Schneeschimmel. Die Flächen aber waren insgesamt klein.
Unterstützt wurde die Umstellung der Pflege durch ein umfangreiches Baumprogramm. Wer über die Bahnen des GC St. Dionys läuft, ist vom Parklandcharakter der Anlage schnell begeistert. Bäume aber werfen Schatten, verhindern die Luftzirkulation, erweisen sich oftmals als eher kontraproduktiv, wenn es um hochwertige Grünpflege geht, weil sie die Einstrahlung von Sonnenlicht verhindern. Das Kappen zu hoher Bäume in den oberen Bereichen, habe hier viel gebracht, zieht der Head-Greenkeeper eine positive Bilanz.

Begleitet werden seine Pflegemaßnahmen durch volle Unterstützung des Vorstands. „Wir vertrauen Herrn Steinhauser vollkommen“, erklärt der Präsident Wilhelm Heinrich Röhlen. Größere Probleme bei der Umstellung des Greenkeepings habe es bis dato nicht gegeben. Generell sei die Mitgliedschaft des Clubs ohnehin schon sensibilisiert, wenn es zum Beispiel um den sorgsamen Umgang mit Wasser gehe.
Das Thema Natur spielt auf der Traditionsanlage eine wichtige Rolle. „Wir wollen uns als echter Heideplatz innerhalb der Golfszene positionieren“, verdeutlicht Röhlen die Strategie. Deshalb investiert man seit einigen Jahren auch bewusst in die Ausweitung der Heideflächen, die zum Teil angesät und zum Teil angepflanzt werden.
Ein langwieriges Geschäft ist die Entwicklung dieser Flächen, weiß Steinhauser. „Fünf Jahre muss man jeweils einkalkulieren.“ Auf dem Sandboden entwickelt sich das Saatgut gut, dem Platz gibt die Heide ihren ganz individuellen Charakter. Das alles, findet Röhlen, passe auch gut zu den verschiedenen Programmen des Deutschen Golf Verbandes. Golf&Natur ist hier seit 2019 verankert, der Club ist mit dem Prädikat Gold ausgezeichnet.
2024 ist ein Einstieg beim Projekt GolfBiodivers zur Förderung der Artenvielfalt des Deutschen Golf Verbandes geplant. „Ich finde den Grundgedanken dieser Programme gut, etwas für den Insektenreichtum zu machen“, begründet Röhlen die Motivation des Clubs zur Teilnahme. „Ich denke, als Golfclubs müssen wir das auch machen, wenn wir unser Image in der Öffentlichkeit betrachten.“
Am Ende fügen sich all‘ diese Maßnahmen zusammen. Die hohe Artenvielfalt, die dem Club inzwischen auch im Rahmen einer großen Bestandsaufnahme von Brutvögeln bestätigt wurde, ist auch das Ergebnis einer naturnahen Pflege mit vielen Extensivflächen, Wasserbereichen und wenig Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Dass gleichzeitig auch die Platzqualität überzeugt, gibt Steinhausers Ansatz recht. Nein, einfach und unkompliziert, sei dieser Weg in den vergangenen Jahren nicht gewesen. Mit Blick auf seine Grüns aber weiß er: Er hat sich gelohnt.