
Baumpatenschaften im GC München Eichenried (Bild: DGV/Kirmaier)
Einmal im Jahr schaut Golf-Europa nach Eichenried. Im Ortsteil der Gemeinde Moosinning im Landkreis Erding treffen sich Kaymer, Garcia und Co., um einen weiteren Sieger auf der European Tour zu ermitteln. Natürlich steht der Sport im Vordergrund, wenn die Besten der Besten ans Tee gehen. Fans können es kaum erwarten, ihren Stars beim Birdiesammeln über die Schulter zu schauen. Der Golfclub München Eichenried hat jedoch so viel mehr zu bieten als hochklassigen Sport. Seit 2012 wird die Arbeit von Head-Greenkeeper Andrew Kelly und seinem Team vom Deutschen Golf Verband (DGV) mit dem höchsten Zertifikat Golf&Natur in Gold belohnt. Die nächsten Projekte sind bereits angeschoben.
Wichtiger Lebensraum
Nur die Wenigsten wissen, wie viel Zeit, Leidenschaft, Energie und Herzblut die Clubverantwortlichen in die Themen Natur- und Artenschutz sowie Platzpflege investieren. Das Besondere der Eichenrieder Golfanlage ist, dass sie einen Teil des „Grünen Korridors“ bildet, der den Ebersberger Forst mit den Isarauen bei Moosburg verbindet.

Frosch (Bild: DGV/Kirmaier)
Dieser Korridor ist der verbliebene natürliche Lebensraum im Erdinger Moos, der es den Tieren ermöglicht zu wandern, um sich genetisch auszutauschen. Ein Rückzugsort, ein enorm wertvoller Ruheraum in turbulenten Zeiten und im schnell wachsenden Großraum München, wo Naturflächen immer häufiger verschwinden, weil Wohnraum, Verkehrsadern oder Gewerbeparks entstehen.

Luftbild GC München Eichenried (Bild: Joe Petrus)
„Eine Golfanlage, die den Standards der European Tour genügt, kann zugleich sehr viel für die Umwelt erreichen. Von unseren rund 150 Hektar Fläche sind nur etwa 1,5 Hektar Grüns, die intensiv gepflegt werden. Zieht man die gemähten Fairways ab, bleiben rund 60 Prozent unseres Golfplatzes naturbelassen. Es sind Blumenwiesen, Büsche, Bäume, Bäche und Seen, in denen sich seltene Fauna und Flora entwickeln kann“, erklärt Wolfgang Michel.

Geschäftsführer Wolfgang Michel (Bild: DGV/Kirmaier)
Der Geschäftsführer des Golfclubs München Eichenried ist stolz auf viele Projekte wie beispielsweise den clubeigenen Honig. 100 Bienenstöcke pflegt Imker Willi Hermann, Vize-Headgreenkeeper und Hobby-Caddy für Fußballer Thomas Müller, der schon seit Jahren ein Fan des Eichenrieder Golfplatzhonigs ist. „Die Bienenvölker auf dem Golfplatz kommen mit dem Sammeln kaum noch nach“, freut sich Willi Hermann.

Honig Blüten Samensäckchen (Bild: GC München Eichenried))
Natürlich tragen die Eichenrieder Honiggläser das Bienen-Logo „Wir fördern Artenvielfalt“. Ein Turnierpreis soll zum Beispiel eine Patenschaft für ein Bienenvolk sein; ebenso wurden bereits die ersten Obstbaum-Patenschaften vergeben. Außerdem geben die Mitarbeiter am Eichenrieder Empfang Samensäckchen aus, deren Inhalt man auf dem Platz oder auch zu Hause im Garten oder auf dem Balkon aussäen kann. 30 runde Bienen-Schilder werden zusätzlich auf dem Platz aufgestellt. Vorwiegend dort, wo Mitte April wieder Blumenwiesen ausgesät worden sind, die schon in den vergangenen Jahren für beliebte Fotomotive gesorgt hatten – und natürlich für Bienennahrung! Die Artenvielfalt-Schilder kennzeichnen auch wertvolle Standorte für seltene Pflanzen- und Tierarten.
Martin Kaymers Kirschbaum
Eines dieser Schilder hatte auch schon Martin Kaymer in der Hand. Aus gutem Grund: Deutschlands Golf-Star pflanzte bei einer Aktion mit Kindern im Rahmen der 31. BMW International Open in Eichenried seinen eigenen Kirschbaum, dessen Wachstum er nun als Pate alljährlich überprüfen wird.

Martin Kaymer giesst seinen Kirschbaum (Bild: GC München Eichenried)
Bis dahin wird „Schneiders Späte Knorpelkirsche“ zur Artenvielfalt auf dem Eichenrieder Golfplatz beitragen. „Ein paar Früchte trägt er ja schon“, freute sich Kaymer. „Danke an Martin Kaymer, dass er nicht nur ein sportliches Vorbild für unseren Nachwuchs ist, sondern auch eines in Bezug auf den so wichtigen Naturschutz“, sagt Eichenrieds Geschäftsführer Wolfgang Michel. Denn mit dieser Aktion unterstützt der deutsche Erfolgsgolfer die Eichenrieder Initiative „Wir fördern Artenvielfalt“.
Neben den Bienen und Bäumen gibt es so viele weitere nennenswerte Projekte, die transparent verdeutlichen, wie sehr sich das Team des GC München Eichenried mit seiner Umwelt identifiziert. Wer auf seiner Golfrunde ein paar Sekunden am Abschlag um sich schaut, der wird Nistkästen für bedrohte Vogelarten oder Fledermäuse, die Allianz-Streuobstwiese mit seltenen Obstsorten, einen drei Kilometer langen Natur-Infopfad, Blesshühner, Fasane, Magerwiesen sowie Teiche mit Muscheln, Seerosen, Fischen und Fröschen entdecken.

Blesshuhn-Familie (Bild: DGV/Kirmaier)
„Unser Ziel ist es, dass all diese konkreten Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität bei den Mitgliedern allen Alters ankommen und eine Eigendynamik entfalten. Unsere jungen Golfer müssen ja nicht gleich so aktiv wie Greta Thunberg werden. Aber ein bisschen davon würde ich mir schon wünschen“, schwärmt Eichenrieds Geschäftsführer Wolfgang Michel.
Forschungsprojekte mit der TU München
Vieles wurde und wird getan im Golfclub München Eichenried. Aber auf seinen Lorbeeren ausruhen will sich hier niemand. Im Gegenteil: Die Zukunft beginnt jetzt. Angedacht und zum Teil angestoßen sind bereits verschiedene Forschungsprojekte mit dem Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München, um zu zeigen, was in Eichenried in den vergangenen 30 Jahren entstanden ist. „Diese Unterstützung ist für künftige Verbesserungen sehr wichtig. Auch wird das Ergebnis die Grundlage sein, um Verwaltung und Politik fundierte Fakten anzubieten“, freut sich Wolfgang Michel. Einmal im Jahr schaut Golf-Europa nach Eichenried. Die Profis auf der European Tour sind vor allem mit ihrem Score beschäftigt. Aufmerksame Golfer werden jedoch feststellen: Im GC München Eichenried gibt es weit mehr als nur hochklassigen Sport. Natürlich.
Autor: Thomas Kirmaier