
Gold-Zertifikat für den Wiesbadener Golf-Club e.V. (Quelle: Wiesbadener Golf-Club e.V.)
„Unser Golfplatz gibt vielen Menschen eine Menge Energie“, sagt Platzvorstand Gerald Weyer über die neun Bahnen seines Wiesbadener Golf-Clubs. Gerade ältere Mitglieder zögen ein hohes Maß an Lebensfreude aus der Zeit, die sie auf dem idyllischen Parklandkurs oder der beliebten Clubhausterrasse verbringen würden. Viel Kraft wird aber auch reingesteckt in die Anlage von Deutschlands ältestem Golfclub – und davon profitieren im Wiesbadener Stadtwald nicht nur Golferinnen und Golfer, sondern auch Flora und Fauna. Für sein besonderes Engagement im Bereich Naturschutz und Artenvielfalt ist der Wiesbadener Golf Club deshalb vom Deutschen Golf Verband im Programm Golf&Natur mit dem Gold-Zertifikat ausgezeichnet worden.

Golf&Natur-Gold-Zertifikat für den Wiesbadener Golf-Club (Quelle: Wiesbadener Golf-Club e.V.)
„Wir nehmen nicht am Programm teil, um die Urkunde aufzuhängen, sondern um unseren Club besser zu machen“, betont Vize-Präsident Thomas Röskens. Headgreenkeeper Thomas Bäder erinnert sich noch gut daran, als er den „dicken Ordner“ mit allen Golf&Natur-Unterlagen auf den Schreibtisch bekam: „Das sah auf den ersten Blick nach einer Menge Arbeit aus, aber wir haben schnell festgestellt, dass wir einiges davon schon längst umgesetzt hatten.“ DGV-Auditor Andreas Klapproth bestätigt das: „Die Grundlagen im WGC waren wirklich sehr gut“, sagt der Experte für Garten-, Landschafts- und Golfplatzbau.
Zu den ersten Projekten, die der Wiesbadener Golf-Club anging, zählten die Erneuerung des Waschplatzes für die Pflegemaschinen, Arbeitssicherheitslehrgänge für die Mitarbeiter und ein Notfallplan in Abstimmung mit der Rettungsleitstelle. Beispiele, die zeigen, dass Golf & Natur neben einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur auch Qualitätsmanagement bedeutet. 2017 bekam der Club das Bronze-Zertifikat verliehen und legte sich ins Zeug, um gleich im Folgejahr – dem des 125-jährigen Bestehens – den Schritt zu Silber zu schaffen. Das ambitionierteste Projekt dafür war der Neubau des Clubhauses. Das heutige Zuhause des Clubs ist wie sein Vorgänger aus dem Jahr 1912 im englischen Landhausstil gehalten, allerdings mit einigen modernen Elementen und energetisch ganz auf der Höhe der Zeit.
Stolz sind die Wiesbadener auch auf ihre Verdunstungsmulden. Diese grasbewachsenen Geländevertiefungen im Umfeld von Grüns und Abschlägen sind für Laien kaum zu erkennen und erfüllen doch einen wichtigen Zweck: Das überschüssige Wasser auf den kurzgemähten Flächen wird über Drainagerohre in die Mulden geführt, versickert somit auf dem Platz und gelangen nicht in den Wellritzbach, der im Wald oberhalb des Platzes entspringt und die Anlage durchquert. „Wir beproben das Bachwasser schon seit Jahren, um eine hohe Wasserqualität dauerhaft zu erhalten“, berichtet Thomas Bäder.
Anfänglich war der 1893 gegründete Wiesbadener Golf-Club eher provisorisch auf dem Dotzheimer Exerzierplatz zuhause, anschließend auf der Pferderennbahn im Stadtteil Erbenheim, bis 1911 der Platzbau auf den so genannten Gehrn-Wiesen am Chausseehaus begann. Seinen besonderen Charme zieht der Wiesbadener Parklandplatz heute aus den zahlreichen Solitärbäumen, die in einem umfangreichen Baumkataster erfasst sind und einmal jährlich von einer externen Fachfirma begutachtet werden: Neben einheimischen Arten wie Eiche, Buche, Trauerweide und Kirsche säumen auch Exoten wie Taschentuchbaum oder japanischer Blumenhartriegel die Spielbahnen. Blumenwiesen, Ufergürtel und aufgestapeltes Totholz bieten Lebensraum für viele Tierarten – von den bedrohten Wildbienen bis zum Feuersalamander. Fledermäuse fühlen sich in den zahlreichen Nistkästen wohl, die der Club teils aufwendig in schwindelerregender Höhe angebracht hat. Unweit des Clubhauses steht eines von mehreren Insektenhotels. Sogar mehrere Honigbienenvölker sind auf dem Platz beheimatet und produzieren Clubhonig – eines der „Gold-Projekte“.
„Golfclubs leisten einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz, der für die Allgemeinheit kostenlos ist, nur nicht für die Golfer“, sagt Platzwart Gerald Weyer durchaus mit Stolz. Headgreenkeeper Thomas Bäder, der schon 20 Jahre im WGC arbeite, und sein Team hätten daran das größte Verdienst. „Sie haben unseren Platz mit jedem Jahr besser gemacht“, ist Weyer überzeugt. Der Wert der Golfanlage als Sauerstofflieferant für die nahe Stadt sei nicht hoch genug einzuschätzen, sagt Auditor Andreas Klapproth: „Das Gold-Zertifikat ist das Resultat von kontinuierlicher Arbeit und einer sehr klaren Linie von Herrn Bäder und Herrn Weyer.“
Das nächste Großprojekt hat der Traditionsclub bereits in Planung: Auf Bahn 7, dem tiefsten Punkt des Platzes, soll links des Fairways ein Teich mit einem Fassungsvermögen von 3600 Kubikmetern entstehen. Damit reagiert der Club auf die klimatischen Anforderungen und die vergangenen Jahre, in denen es seltener regnete, aber dann oft umso heftiger. „Wenn Niederschläge den Teich dreimal im Jahr füllen, dann würde uns das in der Bewässerung unseres Platzes deutlich autarker machen“, erklärt Gerald Weyer. Das wertvolle Oberflächenwasser vom Parkplatz, den Dachflächen und dem Golfplatz selbst können die Wiesbadener zukünftig speichern und der Vegetation dann nach und nach wieder zuführen.
„Mit Golf & Natur ist man nie fertig“, sagt Headgreenkeeper Thomas Bäder. „Das Programm ist ein Prozess und wir werden auch in Zukunft Projekte finden, mit denen wir den ökologischen Wert unserer Anlage weiter steigern können. Das Anpflanzen von Baumarten, die den immer häufigeren Trockenstress besser vertragen als etwa Fichten oder Birken, sei ein Beispiel. Auch damit hat der Wiesbadener Golf-Club schon begonnen.
Text: Arne Bensiek

Golf&Natur-Gold-Zertifikat für den Wiesbadener Golf-Club (Quelle: Wiesbadener Golf-Club e.V.)