
Der Frankfurter GC setzt sich für die Rekultivierung von Heideflächen ein (Foto: DGV/Bensiek)
Klaus Veith kann sich gut erinnern an die Zeit, als die Heide im Frankfurter Golf Club (FGC) noch an vielen Stellen blühte: „In den 60ern und 70ern gab es fast überall auf unserem Platz kleinere, zum Teil aber auch größere Heidevorkommen“, sagt der Platzvorstand des FGC. Im Wald, der die Golfanlage umgibt, gedeihe die Besenheide (Calluna vulgaris) auf Lichtungen bis heute. Der Boden ist dort sandig und mager, ganz nach dem Geschmack der anspruchslosen Pflanze. Auf den Bahnen des 1927 errichteten Golfplatzes hat sich das rosa blühende Heidekraut seit den 80er-Jahren fast vollständig zurückgezogen.
Klaus Veith hat dafür zwei Erklärungen: vermehrter Spielbetrieb und eingebrachte Düngermengen. Die Trittbelastung sei heute deutlich stärker als vor 50 Jahren, was die Heide gerade im Frühstadium nicht eben goutiere. Einen weit größeren Einfluss habe jedoch gehabt, dass die Spielbahnen nach dem Aufkommen der neuen Kunstdünger in den 80ern von der Platzmannschaft mehr oder weniger flächendeckend und mit wenig Erfahrung hinsichtlich der Auswirkungen auf die Heide gedüngt worden seien. „Auf fetten, nährstoffreichen Böden geht die Heide ein“, erklärt Jan Andreas, der seit 2008 Headgreenkeeper des FGC ist.
Dass sich die Frankfurter inzwischen seit einigen Jahren intensiv um die Rekultivierung der Heide auf ihrem Platz bemühen, unterstreicht das Bild vom Traditionsclub, der sein Erbe annimmt und pflegt. Architekt Harry S. Colt (1869-1951) – selbst ein ausgezeichneter Golfer und heute eine Ikone seiner Zunft – hatte eine Vorliebe für Heidelandschaften. Es ist das Blütenmeer, das sehr gute Designs wie Sunningdale (New Course), Swinley Forest oder Utrecht ‚De Pan‘ im Spätsommer und Herbst in wahre Golfgemälde verwandelt. Diese Clubs räumen der Heide bis heute einen hohen Stellenwert ein, weil sie ihren Plätzen einen besonderen Charakter verleiht. In Deutschland kultiviert der Hamburger Golf-Club Falkenstein die Heideflächen seines ebenfalls von Harry S. Colt entworfenen und vielfach ausgezeichneten Platzes mit absoluter Selbstverständlichkeit.
Heide ist indes nicht nur eine optische Aufwertung, sprich, etwas für das Golferinnen- und Golferauge. „Die Pflanzen sind für Wildbienen im Spätsommer und Herbst sehr wertvoll und liefern damit einen Beitrag zur Biodiversität“, betont Jan Andreas. Die Neuanpflanzungen von Heide sind eine der Maßnahmen, für die der Frankfurter Golf Club im Programm Golf&Natur des Deutschen Golf Verbands im April einmal mehr mit dem Gold-Zertifikat ausgezeichnet wurde – bereits zum dritten Mal.
„Wir haben uns bei der Standortwahl für die Heide daran orientiert, wo sie früher ganz natürlich vorkam“, berichtet Platzvorstand Veith. An den Bahnen 3, 13, 15 und 16, so das Kalkül, müssten die Standortbedingungen entsprechend günstig sein. Ein Selbstläufer ist die Heide allerdings nicht, musste Headgreenkeeper Jan Andreas feststellen. Oberhalb des großen Fairwaybunkers der Bahn 15 vertrockneten die Pflanzen, weil sie in der südlichen Hanglage zu stark der Sonne ausgesetzt sind. An Bahn 16 vergreiste die Heide, weil sie im Winter nicht ausreichend zurückgeschnitten wurde. „Wir haben unsere Erfahrungen gemacht und manches dazugelernt“, gesteht Andreas.
Erfolge gab es durchaus auch: Auf Bahn 13, zwischen rechtem Fairwaybunker und Waldrand, ist es gelungen, Calluna vulgaris zu etablieren. Bevor die Platzmannschaft im vergangenen Jahr auf Bahn 16, rechts zwischen Damen-Abschlag und Grünbunker, insgesamt 35.000 kleine Heidepflanzen setzte, wurde eine fünf Zentimeter dicke Sandschicht untergefräst, um den Boden zusätzlich abzumagern. Ein halbes Jahr später wirken die Pflanzen sehr vital. „Wir werden die Heide im Winter zurückschneiden, um sie zu verjüngen“, erklärt der Headgreenkeeper das zukünftige Vorgehen. „Das Schnittgut, das viele Samen enthält, bleibt an Ort und Stelle und sorgt im Idealfall für neue Pflanzen.“ Ganz aus eigener Kraft etabliert sich die Heide zuletzt am rechten Fairwayrand der 15. Bahn, wo der Boden mager ist, aber nicht zu trocken, weil die nahen Bäume genügend Schatten spenden.
In der Lüneburger Heide, von wo der FGC die Calluna vulgaris bei einem Züchter bezieht, fressen Heidschnucken das Unkraut, das aus der Heide sprießt. Ein in Frankfurt denkbares Szenario? „Ich hätte Angst, dass die Tiere von Golfbällen getroffen werden“, sagt Jan Andreas. Mit Ausnahme der 16. Bahn, die für viele Mitglieder eine der schönsten des Platzes ist, liegen die neuen Heideflächen weitab der Spiellinie. Nicht ohne Grund: „Wir wollen möglichst vermeiden, dass die Heide ins Spiel kommt, weil es zum Wohl der Pflanzen auch verboten ist, die Flächen zu betreten“, sagt Platzvorstand Klaus Veith. Eine Regel, die auch in Falkenstein gelte. Unter den Golfplätzen mit Heide hat es Veith vor allem der Golf-Club St. Dionys angetan, der mitten in der Lüneburger Heide liegt. „Das ist wirklich sehr schön anzusehen“, sagt er.
Die meisten Heideplätze Europas liegen indes in Großbritannien und Irland, etwa 440 an der Zahl mit im Durchschnitt 6,2 Hektar Heidefläche. Laut einer Umfrage der Zeitschrift Greenkeeper International wollen 80 Prozent dieser Clubs ihre Heidevorkommen weiter ausbauen. Auch weil der Großteil ihrer Mitglieder darin einen Gewinn für den Platz sehe. „In Frankfurt kennt heute kaum noch ein Mitglied den Platz mit seinen einstigen Heidevorkommen“, sagt Klaus Veith. Insofern bedürfe es im Club auch regelmäßiger Werbung für das Engagement und die Vorteile. Dabei helfen Erfolge wie das Goldzertifikat von Golf&Natur – aber vor allem blühende Heide.
Der Frankfurter Golf Club erhielt am 14. April zum dritten Mal die Auszeichnung im Rahmen des DGV-Zertifizierungsprogramms Golf&Natur.
(Text: Arne Bensiek)