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CO2-Rechner im Golf: Pilotprojekte verschaffen erste Eindrücke vom CO2-Reporting

| © iStock/Sakorn Sukkasemsakorn

Wie hoch ist der CO2-Fußabdruck von Sportlern, Sportanlagen oder Sportevents? Diese Frage wird angesichts der Herausforderung, die CO2-Emissionen weltweit zu reduzieren, innerhalb der Sportszene zunehmend diskutiert.

Von Petra Himmel

Einmal abgesehen vom Fußball, wo die UEFA Anfang 2024 einen Emissionsrechner für alle Clubs entwickeln ließ, steht die Berechnung von CO2, individuell abgestimmt auf eine Sportart, noch am Anfang ihrer Entwicklung. Auch im Bereich des Golfsports gibt es keinen CO2-Rechner, der eine nationale Gültigkeit mit „Offizialcharakter“ hat und auch international fehlt ein Standard-Tool.

Das Pilotprojekt CO2-Rechner beim DGV

Für den Deutschen Golf Verband ist die Beschäftigung mit der Berechnung des CO2-Fußabdrucks trotzdem wichtig, nachdem der Einfluss der Sportart Golf auf die Umwelt immer wieder sowohl von der breiten Öffentlichkeit wie auch von Behörden hinterfragt wird. „Gleichzeitig haben wir als einer der zehn größten Olympischen Sportverbände in Deutschland natürlich ein Interesse daran zu erfahren, wie groß der CO2-Fußabdruck unserer Mitglieder ist“, erläutert Alexander Klose als DGV-Vorstand Recht & Services. "Nur durch die Ermittlung der Daten können wir in der Folge den CO2-Fußabdruck zu verbessern und damit letztendlich auch unsere Zielsetzung, einen positiven Input auf die Umwelt zu erreichen, untermauern."

Übereinstimmende Ausgangslage

Alle drei verwendeten CO2-Rechner orientierten sich an wesentlichen Grundannahmen. Dazu gehört das Greenhouse Gas Protocol, das als der weltweit am weitesten verbreitete Standard zur Erstellung von Treibhausgasbilanzen gilt. Darin enthalten ist die Aufteilung der Berechnung in die drei Pfeiler Scope 1, 2 und 3.

Während Scope 1, das alle direkten Emissionen und damit Heizung und Fuhrpark beinhaltet, und Scope 2, zu dem alle indirekten Emissionen wie etwa Strom von externen Lieferanten gehören, verpflichtend sind, ist die Ermittlung von Scope 3-Daten, die auch die An- und Abreise von Golfern beinhalten, freiwillig. Alle Anbieter von CO2-Rechnern entschlossen sich zur Integration von Scope 3-Werten, da man einhellig die Meinung vertrat, dass dies die Glaubwürdigkeit der Berechnung verstärke.

Anders als in anderen Nationen üblich, vertraten alle drei Firmen auch übereinstimmend die Meinung, dass in Deutschland die direkte positive Berechnung der Pflanzungen beim Bau einer Golfanlage aufgrund der geltenden Rechtslage in Deutschland nicht möglich ist. Deshalb hatten alle beteiligten Clubs bei allen drei CO2-Rechnern die Möglichkeit, die positive Klimawirkung der Pflanzungen separat zu berechnen und neben dem eigentlichen CO2-Fußabdruck als positiven Input auszuweisen.

Der DGV unterstützte deshalb 2023 einerseits das Pilotprojekt des Bayerischen Golfverbandes mit der Klimaschutzorganisation myclimate Deutschland gGmbH und finanzierte außerdem ein Pilotprojekt mit dem Unternehmen carbonheads GmbH. Letzteres beinhaltete die Berechnung des Fußabdrucks von fünf Golfanlagen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, während sich das Pilotprojekt des Bayerischen Golfverbandes 2023 auf fünf Golfanlagen in Bayern konzentrierte. Bereits vor der Entwicklung dieser beiden Projekte hatte der GC Neuhof mit der Berechnung seiner Emissionen mit Hilfe der OmniCert Umweltgutachter GmbH erste Maßstäbe in diesem Bereich gesetzt.

Abweichungen der drei CO2-Rechner

In der direkten Anwendung ergaben sich bei den drei verwendeten Rechnern aber durchaus Unterschiede. Für Korbinian Kofler, Geschäftsführer des Wittelsbacher Golf Clubs, der sowohl am Pilotprojekt mit myclimate als auch mit carbonheads teilnahm, erwies sich die Eingabe über den webbasierten Rechner mit userfreundlicher Eingabemaske von carbonheads „als weitaus komfortabler.“ Die Form der Excel-Tabelle, die bei myclimate als Einstiegsmodell für den Rechner gewählt wurde, war nach Aussagen diverser Teilnehmer unpraktischer.

Unterschiede zeichneten sich auch bei der Berechnung der Daten ab. Da bei allen teilnehmenden Golfanlagen Daten fehlten, vor allem, wenn es um Lieferketten zum Beispiel im Proshop oder in der Gastronomie ging, wurden hier von den drei Anbietern unterschiedliche Durchschnittswerte als Option hinterlegt, so dass die Endergebnisse der CO2-Berechnung nicht wirklich vergleichbar waren. „Hier war die Datenerhebung von myclimate zum Teil etwas differenzierter“, gibt Tim Pischkowski, Golfbetriebswirt beim GC München-Riedhof, seine Erfahrungen mit den Anwendungen von carbonheads und myclimate weiter.

Im Bereich Scope 3 und der Ermittlung der Mobilitätswerte brachte die Berechnung des GC Neuhof die genauesten Ergebnisse, da sich das Clubsekretariat hier die Mühe machte, tatsächlich alle Entfernungen der Clubmitglieder zum Club zu recherchieren und nach Startzeiten die CO2-Werte hochzurechnen. Bei beiden anderen Varianten wurde in deutlich höherem Maß mit Durchschnittswerten kalkuliert.

Nachdem gerade der Faktor Mobilität des Spielers, so das Fazit aller Berechnungen, innerhalb des Gesamtergebnisses der Emissionen, eine erhebliche Rolle spielt, ist eine genaue Berechnung dieser Werte auf Dauer wichtig. Im Rahmen des Pilotprojektes wurden aufgrund des hohen Zeitaufwandes für die Datenerfassung von den beteiligten Clubs aber unterschiedliche Wege gewählt.

Datenerfassung ist der kritische Punkt

Eine kritische Auseinandersetzung mit den Daten ist nach Abschluss der Pilotprojekte auch nach Ansicht der Verantwortlichen unerlässlich. Sowohl bei myclimate als auch bei carbonheads und OmniCert stellte man in Zusammenarbeit mit den Clubs fest, dass die clubinterne Datenermittlung, beispielsweise die Aufgliederung des Strom- und Wärmeverbrauchs, noch optimierbar sei und eine Vergleichbarkeit der Daten im Moment nicht möglich ist. Dabei, so die Analyse von Alina Feucht von myclimate bei der Vorstellung der Ergebnisse in Bayern, sollte es „nicht der Anspruch für den einzelnen Club sein, etwas perfekt zu machen, sondern sich überhaupt mit der Thematik zu befassen.“ Mit jeder weiteren Berechnung steige die Plausibilität der Ergebnisse aufgrund verbesserter Daten.

Dass sich dabei der Arbeitsaufwand für eine Erstanalyse noch im Rahmen hält, konnte Stefan Lutz als Geschäftsführer des GC Bad Saulgau bestätigen: „Wir haben insgesamt zirka 20 Arbeitsstunden investiert, weil wir natürlich alle Rechnungen, zum Beispiel für Strom und Diesel, heraussuchen mussten.“ Eine sehr detaillierte Buchhaltung, so Lutz Erfahrung, sei in diesem Bereich hilfreich. Immerhin habe er aufgrund der Datenerhebung doch einiges Neues gelernt: „Beim Sand war ich doch sehr überrascht, welche Mengen an CO2 zusammenkommen.“

Große über dem Parkplatz aufgeständerte PV-Anlage im Golf Club Bad Saulgau.
Große über dem Parkplatz aufgeständerte PV-Anlage im Golf Club Bad Saulgau. | © Drescherphoto

Resümee der Clubs

Die CO2-Bestandsaufnahme im eigenen Club mit der Möglichkeit einer darauffolgenden Verbesserung ist für die meisten Clubs denn auch der größte Mehrwert ihrer ersten CO2-Ermittlung: „Jetzt haben wir einfach mal die Zahlen vor Augen und können damit arbeiten“, bestätigte Bernd Dürrbeck als Präsident des GC Herzogenaurach. „Ich finde es cool, dass man das jetzt mal genau sieht und man sich bei der nächsten Entscheidung im Vorstand zu Bauvorhaben oder Investitionen auch davon leiten lassen kann. „Neben der unglaublichen Lernkurve für die Erstanwender sind die jetzt vorliegenden ersten Ergebnisse eine hervorragende Basis, sowohl die Mitglieder unserer Anlage als auch die interessierte Öffentlichkeit über unsere Aktivitäten in diesem sensiblen Umweltbereich zu informieren“, stellte Christofer Hattemer, Präsident des GC Hanau-Wilhelmsbad fest.

Fazit des Deutschen Golf Verbandes

„Sämtliche Rechenmodelle haben noch Entwicklungspotential für eine zielführende Anwendung im Golfbereich aber man ist da auf einem guten Weg. Wir sind sicher, dass gerade unsere Pilotprojekte in puncto Anwenderfreundlichkeit und Datengenauigkeit einen nochmaligen Teil zur Verbesserung beigetragen haben.“, bilanziert Marc Biber als Abteilungsleiter Umwelt und Platzpflege des DGV die Ergebnisse der Pilotprojekte. Generell, so seine Einschätzung, haben die ersten Berechnungen aber klar gemacht, dass ein Großteil der Emissionen auf Golfanlagen in den Bereichen Energie, Mobilität und Transport liege. Daneben sei es offenbar entscheidend, Golfanlagen auf die Bedeutung einer sauberen und detaillierten Datenerfassung zu verweisen, die eine Analyse von Emissions- und Verbrauchsdaten im Nachgang deutlich erleichtere.

Alles in allem, so auch das Fazit von Alexander Klose, „haben wir mit Hilfe der drei Klimarechner einen ersten Einblick in das Zukunftsthema CO2-Berechnung erhalten, dass im Sport weltweit immer mehr Berücksichtigung findet. Für die Mitglieder unseres Verbandes ist es wichtig, eine erste Einschätzung zu Möglichkeiten und Grenzen der Berechnung zu haben. Wir können resümieren, dass aktuell ein echter Nutzen bei der Ermittlung des CO2-Fußabdrucks dann entsteht, wenn eine Golfanlage plant, intern systematisch Schlussfolgerungen zu ziehen und zur Reduktion von Emissionen konsequent Anpassungen vorzunehmen. Erst eine mehrjährige Reihe sich verbessernder Werte könnte dann, aber wohl erst dann, auch wiederkehrend Einsatz als Instrument der Kommunikation mit Anspruchsgruppen finden.“

Der DGV wird die Entwicklung in diesem Bereich, auch im europäischen Maßstab, aufmerksam begleiten und weiter informieren.

Informationen zum Text

  • 11. April 2024

Ansprechpartner

Deutscher Golf Verband e.V.

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Wiesbaden